Im Rhythmus trommeln, rasseln und klopfen

MusikgartenIm Musikgarten in Wetter können Kinder schon früh Bekanntschaft mit Tönen, Tasten und Liedtexten machen. Und ein Leben lang davon profitieren. Ariane hüpft mit einem bunten Tuch in der Hand über den blauen Teppich. Sonja Meilwes hüpft nicht ganz so, sie hat schließlich noch eine Geige in der Hand und liefert die Live-Musik zum Stopptanz. Die Musikpädagogin lädt zwei Mal in der Woche in den Musikgarten ein, einem Angebot der Lichtburg-Musikschule für Eltern mit ihren kleinen Kindern. An diesem Morgen hat die Zweijährige viel Platz. Sie ist mit ihrer Mutter Doreen Becker die einzige Besucherin im Musikgarten, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Ariane trommelt, schüttelt Rasseln und klopft mit Klanghölzern aufeinander. Weil die Kamera immer wieder klickt, zieht sie sich mit den Instrumenten lieber auf den Schoß der Mama zurück. Holt Sonja Meilwes aber ein neues Liedblatt, wagt sich die kleine Musikantin wieder aus der Deckung und sucht sich ein neues Instrument.

17 Jahre in Wetter

Seit 1998 gibt es den Musikgarten in Wetter, die Idee ist noch weit älter. Eine Schweizerin wollte in Amerika benachteiligten Kindern mit Hilfe der Musik neue Chancen bieten, erklärt Sonja Meilwes die Historie. Und betont, wie aktuell dieses eigentlich alte Konzept auch heute noch ist. „Über Musik und Bewegung wird nicht nur der Spracherwerb gefördert, sondern die gesamte Entwicklung eines Kindes unterstützt“, so Meilwes. Eine Erfahrungen, die die Musikschule auch in den Kindergärten mit ihrem musikalischen Früherziehungsprogramm macht. Und: „Es gibt immer mehr Kinder mit Förderbedarf in diesem Bereich“, sagt Sonja Meilwes. Im Kindergarten sind es die Vierjährigen, die langsam an Rhythmus und Instrumente herangeführt werden, im Musikgarten können Kinder schon früher Bekanntschaft mit Tönen, Tasten und Liedtexten machen. „Durch die Begleitung der Eltern ist es möglich, auch jüngere Kinder beim Singen und Spielen mitzunehmen“, erklärt die Musikpädagogin und lädt auch gleich alle anderen ein, mit den Kindern zu kommen. „Es dürfen auch Oma, Opa, Tante oder Tagesmutter sein.“ Oder der Vater, der im Musikgarten allerdings eine seltene Erscheinung sei. „Zwei Väter hatte ich in den ganzen Jahren dabei“, erinnert sich Meilwes. Die seien schon ein wenig die Exoten der Gruppe gewesen. „Aber für die Kinder ist das etwas ganz Besonderes, wenn auch der Papa mal dabei ist.“

Puppe Moritz als „Eisbrecher“

Bevor es mit den Instrumenten losgeht, greift Sonja Meilwes erst einmal zu Moritz, einem strubbeligen kleinen Kerl, der als „Eisbrecher“ im Musikgarten arbeitet. „Mit Hilfe der Puppe kommt man schnell in Kontakt mit den Kindern“, sagt Meilwes und lockt Ariane hinter dem Rücken ihrer Mutter hervor. Moritz begrüßt und verabschiedet die Kinder. Ist er einmal nicht dabei, „gibt es immer Rabatz.“ 60 Minuten geht es im Musikgarten im schnellen Wechsel von Lied zu Lied. Mal mit der Gitarre begleitet, mal mit Rhythmusinstrumenten. Zehn kleine Zappelmänner hat Sonja Meilwes dabei nicht im Repertoire, klassische Volkslieder allerdings auch nicht so oft. „Ich möchte mich schon von den Krabbelgruppen unterscheiden und den Kindern mehr bieten“, erklärt sie. Und bei den alten Volksliedern kommen auch die Mütter oft nicht mehr mit. Also werden Klassiker der Moderne gesungen, von Detlev Jöcker oder Rolf Zuckowski. Oder der Jahreszeit entsprechend an diesem Morgen zum Beispiel ein Martinslied. Ariane hat es mit dem Singen allerdings noch nicht so. Da fehlen noch die Worte. Den Rhythmus aber kennt sie schon und schlägt begeistert mit den Klanghölzern aufeinander. Und in ihren Augen kann man sehen: in den Musikgarten kommt sie wirklich gern.

von Susanne Schlenga, derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-wetter-und-herdecke.